Es ist wahnsinnig schwer, ein Snob zu sein

Von Peter Littmann

Des Mittelalters schlechter Ruf ist aus der Sicht des Dandys völlig unbegründet. Kleidung spiegelte den Platz ihrer Träger in der Ständeordnung wider. Hanf und Nessel war in diesen Tagen für den Plebs. Wer was auf sich hielt, trug edles Tuch, gar Seide. Sollte sich einer als was Besseres verkleiden, kriegte er von der Obrigkeit prompt und gehörig was auf die pelzverbrämte Mütze. Das Beste jedoch war: Die allermeisten Leute blieben ihr Leben lang im 20-Kilometer-Radius um ihren Geburtsort.

Die Formel 1 der Modeindustrie

Von Peter Littmann

„Sie müssen nicht schön sein“, sagte der Designer Cristobal Balenciaga. „Meine Kleider erledigen das für Sie.“ Balenciaga ist schon lange tot, ebenso wie Coco Chanel, Gianni Versace, Hubert de Givenchy oder Emanuel Ungaro. Doch die Haute Couture lebt weiter. Sie soll weltweit nur noch 1000 Kundinnen haben, die mehrere zehntausend Euro für ein Werk vom Tisch des Meisters bezahlen, aber die Modenschauen werden dennoch mit nie versiegender Verve betrieben. Seit den 80er Jahren toben immer wildere und teurere Spektakel, schließlich basteln hier Unternehmer wie Giorgio Armani an ihrer Unsterblichkeit, Schneider wie Karl Lagerfeld fabulieren, um die Marke Chanel fürs breitere Publikum aufzuwerten und Newcomer träumen davon, dank Catwalk überhaupt zu einer Marke zu werden.

Von Tastaturen in der Hose und Antennen in der Mütze

Von Peter Littmann

Deutschland leidet. Keine Tageszeitung ohne Liste, was im Land alles nicht recht klappt, erneuerungsbedürftig ist oder gleich auf den Müllhaufen der Geschichte gehört. So manch eine dieser eilfertig diagnostizierten Krankheiten mag eingebildet sein, was jedoch häufig stimmt, ist die Kritik, dass viele Unternehmen an einem Gebrechen leiden, das sich „Overengineering“ nennt. Gemeint sind an sich fantastische Ingenieurleistungen, die der Kunde aber weder will noch braucht. Oftmals haben technische Produkte Features, mit denen die Benutzer gar nicht umgehen können. Wer´s nicht glaubt, sollte sich mal mit seinem neu erworbenen Laptop, Mobiltelefon oder DVD-Player beschäftigen.

Die schwierige Fleischwerdung der Werbebotschaft

Von Peter Littmann

Stars und Sternchen können heute kaum noch aus einem Taxi steigen, geschweige denn zum vierten Mal heiraten, ohne dass die Boulevardpresse Amok läuft. Promis sind heute „Gefühlsarbeiter“, wie David Holman vom Institute for Work Psychology sagt, „ihr Beruf ist präsent zu sein“. Derart öffentlich vereinnahmt, wollen diese Leute natürlich vom ärgerlichen Verlust ihrer Privatsphäre profitieren. Sie lassen sich dafür honorieren, dass sie eine bestimmte Uhr besitzen, den Pappbecher einer bekannten Kaffeehauskette vor sich her tragen oder zu einer Preisverleihung in einer Versace/Armani/Was auch immer -Robe erscheinen. Waren 1975 noch knapp ein Viertel aller Product-Placements gratis – soll heißen der Star bekam bloß das Produkt geschenkt – galt das 2005 nur noch für 3,4 Prozent aller Fälle.

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