Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit

Von Peter Littmann

Kathleen Gilje ist ziemlich clever. Für eine Ausstellung porträtierte sie zehn Persönlichkeiten aus der New Yorker Kunstszene, jeweils in Anlehnung an ein bereits existierendes, berühmtes Werk. Der Malerei-Kurator des Museum of Modern Art (MoMA) fand sich in Picasso-Pose wieder, ein renommierter Kunstkritiker als Sokrates-Büste. Die derart Geschmeichelten - die durchaus dafür sorgen können, dass der Verkaufswert der Werke eines Künstlers sinkt oder steigt - werden den Namen Gilje so schnell nicht vergessen. Erinnern wir uns an Karl Valentin: Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit.


Kaum einer hat das besser begriffen als die großen Auktionshäuser. Auf den ersten Blick gibt es davon nur zwei - Sotheby's und Christie's - tatsächlich noch ein paar kleinere wie Bonhams oder Phillips de Pury. Inzwischen freuen sich vor allem die großen wieder über Umsätze und Erträge wie seit den 80er-Jahren nicht mehr, als die Japaner die Märkte stürmten. Das ist verblüffend, denn auch die Kunstmarktblase platzte, gemeinsam mit der Dotcom-Bubble. Die Sotheby's- Aktie sah aus wie ein Rembrandt nach einem Wasserschaden, nicht zuletzt, weil das US-Justizministerium den beiden großen Rivalen Preisabsprachen vorwarf. Über die Ermittlungen verloren beide Häuser nicht nur ihre Chefs, sondern auch noch ein paar Hundert Millionen Dollar an Strafgeldern.

In der Kunstwelt gilt jedoch "Was dich nicht umbringt, macht dich nur zäher", und so sind die beiden Auktionshäuser fröhlich wieder da. Heute setzen sie gemeinsam inflationsbereinigt rund 20-mal so viel um wie 1960. Spötter werden jetzt dazwischenrufen: "Kunststück! Schließlich stieg allein 2006 das Preisniveau der gehandelten Werke um 25 Prozent!"

Wer den Kunstmarkt jedoch länger beobachtet, wird sich fragen, wer hier das Huhn ist und wer das Ei. Soll heißen: Die Auktionatoren profitieren nicht unbedingt nur von einem lebendigen Kunstmarkt, sondern der ist auch gerade deswegen rege, weil die Auktionshäuser ihn so intelligent bearbeiten. Klar, Kapital- und Kunstbörsen gehören zusammen, und derzeit zieht das Wachstum der Ersten auch die Letzteren mit sich. Die Investmentbanker fahren wieder dicke Tantiemen ein und kaufen sich dann mit ihren Millionen Kunst. Das britische Auktionshaus Bonhams wirbt daher gleich mit dem Slogan "Sie arbeiten zwischen Bullen und Bären. Entspannen Sie mit Schweinen und Hühnern" für die Tierporträts aus seinem Angebot. Das ist aber nur eine Hälfte der Wahrheit, die andere lautet: zielgruppenorientiertes Marketing.

Früher waren die beiden großen Hammerschwinger von einer kleinen Käufergruppe aus wenigen Ländern abhängig, die ein enges Segment handelten - jetzt sind sie sowohl geographisch als auch inhaltlich gründlich diversifiziert. Die Preise der so beliebten Impressionisten und Klassisch-Modernen haben in den frühen 90ern stratosphärisches Niveau erreicht. Jetzt aber leiden die Auktionshäuser an einem Mangel an Ware von Niveau. Alle ordentlichen Werke hängen längst unverkäuflich irgendwo herum - meist bei reichen Privatsammlern oder in Museen. Die Lösung für dieses Problem mit der Supply-Chain hieß: Zeitgenossen! Die machten vor zehn Jahren nur acht Prozent des Christie's-Umsatzes aus, heute sind es über 20 Prozent, Tendenz steigend. An Novitäten ist bei lebenden Künstlern kein Mangel, und was westliche Ateliers nicht hergeben, kommt aus China oder Indien: Beide großen Häuser organisierten im vergangenen Herbst jeweils eine Auktion asiatischer Kunst, deren Preise sich inzwischen auf einem Niveau bewegen, auf dem sonst nur Andy Warhol oder Francis Bacon mithalten können. Ein Plus von 440 Prozent innerhalb von fünf Jahren, wie die Brachenbeobachter von artprice.com melden.

Die östlichen Märkte dienen jedoch nicht nur dem Einkauf, sondern auch dem Vertrieb, gilt es doch, die Nouveaux Riches in Russland, Japan und China für Kunst zu begeistern. Christie's und Sotheby's ziehen dort überall Niederlassungen auf. Da das alles offenbar immer noch nicht reicht, geht es jetzt den Galeristen an den Kragen. Mit aggressivem Marketing bauen die Auktionshäuser direkte Kontakte zu Sammlern auf, die Vorzugskonditionen, Garantien und zur Not auch mal einen schönen Kredit kriegen - gegen ihre Kollektion als Sicherheit. Mit dieser Finanzkraft kann kaum ein Händler mithalten. Ein neueres Geschäftsmodell schließlich, "private treaty sales" genannt, trüffelt für Käufer bestimmte, heiß begehrte Stücke auf. Frei nach Karl Valentin: Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit. Und viel Kohle.

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