FBI gegen Klick-Kriminelle aus Nowosibirsk

Von Peter Littmann

In der wundersamen Welt des Internets können wir lernen, dass „Gott“ mit bürgerlichem Namen Jon Postel hieß. Bis zu seinem Tod 1998 setzte er die Standards im Netz inklusive der Vergabe von Adressen und in der Folge nannten ihn Techies weltweit nach dem Allmächtigen. Seit seinem Abgang regiert langweiliger weise eine Regulierungseinrichtung mit Namen Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN).


Ob nun Deus ex machina oder ICANN - beide sind gleichermaßen ohnmächtig gegen Klick-Betrug. Die Basis dafür ist das Preismodell Pay per Click oder PPC. Der Werbetreibende bezahlt Suchmaschinen wie Google oder Yahoo dafür, dass Kleinanzeigen am Bildschirmrand erscheinen, sobald ein Nutzer ein mit dem Produkt oder Service verwandtes Stichwort eingibt. Klickt ein Suchender dann tatsächlich auf diesen Link, muss der Werber zahlen. Die Suchmaschinen jedoch vertreiben die Anzeigen weiter – mit Einverständnis der Werbetreibenden, versteht sich - quer durchs Netz, auf alle mögliche und noch mehr unmögliche Websites. Erfolgen von dieser dritten Seite Klicks, teilen sich der Provider und die Website die Werbeeinnahmen. Das ist eine Einladung: Viele Schlaumeier kreieren Seiten mit dem ausschließlichen Zweck, Werbung einzusammeln und die entweder von Hand mit der Maus oder mittels Clickbot-Software (die klickt automatisch) anzumorsen. Angeblich werden mittlerweile zehn bis 15 Prozent der Klicks von Leuten generiert, die kein Interesse an werblichen Inhalten haben, sondern nur am Klacken der Münzen in ihrem Beutel.
Nun denken Marketingchef darüber nach, ihre PPC-Budgets wegen Betrugsgefahr zusammenzukürzen. Das schmerzt, denn Internetwerbung ist der am schnellsten wachsende Bereich der Branche: Für dieses Jahr wird eine Steigerung der Ausgaben um 32 Prozent auf 16,6 Milliarden US-Dollar erwartet. Analysten von Goldman Sachs glauben überdies, dass das Geschäft mit den Stichwortanzeigen bei Yahoo und Google für gut die Hälfte des Umsatzes steht; was wiederum die Kritiker in ihrem Glauben bestärkt, dass die beiden Unternehmen Betrügern nur halbherzig auf den Pelz rücken, schließlich verdienen sie an jedem Klick mit.
Die „Business Week“ berichtet, das FBI sei auch schon aktiv, allerdings habe die US - Abteilung für Cyberkriminalität dafür bisher ganze zwei Beamte abgestellt. Interessiert lesen wir da, dass das Ehepaar David und Renee Struck aus Minnesota durch unablässiges Klicken auf irgendwelche Webwerbung in vier Monaten beachtliche 5000 Dollar verdiente. Roland Kiss will von Budapest aus rund 7000 Dollar monatlich machen, indem er 200 eigene Sites mit Google- und Yahoo-Werbung voll packt und irgendwelchen armen Schluckern Pfennigbeträge dafür bezahlt, dass sie darin herumklicken. Anatoly Smelkov im russischen Novosibirsk verdient mit einem ähnlichen Konzept nach eigenen Angaben rund 10 000 Dollar im Jahr. So mühsam offenbar, dass er eine Software schrieb, die nun automatisch klickt. Noch weiter östlich – die Stundenlöhne für Klicker sinken eindeutig mit jedem Kilometer – freut sich Jianhui Shi in Shenzhen über 20 000 Dollar im Jahr per Mausklick.
Wer sich nun entrüstet auf die Suche nach Abhilfe begibt, wird feststellen, dass genau die Unternehmen, die Klick-Betrug zur finalen Anfeindung des Internetmarketings hochstilisieren, um sich selber als Gegenmaßnahme und Cyberdetektive anzupreisen, ihrerseits bei Google und Yahoo Stichwortanzeigen schalten. Entweder ist es mit Betrug also nicht ganz so schlimm - denn sonst würden sie mit ihren Inseraten ja selber auch chronisch zum Opfer, oder aber die Anzeigen sind ein Trick, um die fiesen Mausfehlverwender in flagranti zu schnappen, wenn sie wieder mal aus Shanghai oder Budapest eine deutsche Site dauerklicken.
Mal im Ernst: Natürlich ist es ärgerlich, wenn das Internetwerbebudget von Betrügern angefressen wird und es mag in einzelnen Fällen Unternehmen hart treffen, wenn gerade sie besonders häufig auf den Radar der Mäuse-Gangster geraten. Überdies würde es Yahoo und Google nicht nur zur Ehre gereichen, sondern auch eines ihrer wichtigsten Geschäftsmodelle sichern, wenn sie den Betrügern mit allen vorhandenen technischen und juristischen Maßnahmen zu Leibe rückten. Dennoch: Ein Teil der Werbeausgaben war immer schon Schwund. Das ist so und bleibt so – egal in welchem Medium, egal in welchem Jahrhundert. Egal wer regiert: Gott, ICANN oder das FBI.

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