Knistern statt knallen

Von Peter Littmann

In Earlsgate ist der Teufel los. Ab sieben erscheint eine Dame nach der andern, klingelt und verschwindet unter großem Hallo im Haus. Ratsch, gehen die Vorhänge zu, Neugierige sehen nichts, können aber bis auf die Straße hinaus hören, dass gesetzte Hausfrauen Mitte 40 noch kichern wie die Teenager.


Ein paar Stunden später kommen die Damen angesäuselt und gut gelaunt wieder raus. Ein Blick in ihre vollen Taschen offenbart Reizwäsche und Produkte wie den "Rampant Rabbit". Was man liebevoll mit "randalierendes Karnickel" übersetzen könnte, bezeichnet einen Vibrator. Die bestverkaufte Deluxe-Version ist 16 Zentimeter lang und kommt zu männlichem Entsetzen mit drei Geschwindigkeits- und fünf Rotationsstufen.

Wer sich jetzt wundert, sollte sich mal mit Ann Summers beschäftigen. Das ist ein englischer Erotikfachhandel für Frauen, der die Karnickel in allen Farben vertreibt. Ann Summers verkauft von den Dingern etwa zwei Millionen Stück im Jahr, der billigste kostet 40 Euro. Offenbar entdecken Frauen die Reize von Sexspielzeug. Oder ist es andersherum und die Sexindustrie entdeckt die lange vernachlässigten Bedürfnisse der Damen. Wie kommt's?

Im Jahr 1981 fängt die Schulabbrecherin Jackie Gold in einer der zwei runtergekommenen Filialen eines Sexspielzeughändlers als Bürohilfe an. Eines Abends nimmt sie Reizwäsche zu einer Tupperparty mit. Ihre Freundinnen witzeln, probieren und kaufen. Der Rest ist Geschichte: Heute finden in Großbritannien pro Woche etwa 4 000 Ann-Summers-Partys statt, 120 Ladengeschäfte besorgen den Rest.

Doch machen wir uns nichts vor: Immer noch sind 90 Prozent der Kunden im Erotikfachhandel männlich und die meisten Frauen würden eher ins Kloster gehen als in eine der Schmuddelbuden hinterm Hauptbahnhof. Die meisten Ladys betrachten das verfilmte Rein und Raus, das es dort zu erwerben gibt, zu Recht als "organisierte Frauenverachtung zur Unterhaltung kranker Gestalten". Und doch macht Jackie Gold, Gründerin und Chefin von Ann Summers, dieses Jahr wohl einen Umsatz von 230 Millionen Euro. Offenbar kann man Sex auch als Freizeitbeschäftigung für Frauen vermarkten. Das setzt aber Geschäfte voraus, die weder aussehen noch riechen wie der Vorraum zu einer Sado-Maso-Hölle, Produkte, die nicht knallen, sondern knistern, und ein Spiel mit den erogenen Zonen im Kopf.

Sex sells - auch bei Beate Uhse bislang immer noch fast ausschließlich an Männer. Um die Frauen aus ihrem Dornröschenschlaf zu küssen, hat der Erotikkonzern das Label "Mae B." geschaffen. Die ersten Shops sehen eher aus wie eine edle Parfümerie. Dort gibt es Wäsche aus Leder, Lack oder Spitze, vibrierende Badeschwämme und flüssige Schokolade, mit der man sich erst kunstvoll anmalen und dann lustvoll wieder ablecken lassen kann. Das gut geschulte weibliche Personal gibt die teils kleinlaut geäußerten Wünsche der Kundschaft direkt an die Produktentwicklung weiter.

Ob Mae B. - der Kooperationspartner ist unglücklicherweise Karstadt - so schön rennen wird wie Ann Summers Rampant Rabbit ist noch nicht raus, dennoch ist die Botschaft unüberhörbar: Es gibt nichts Blöderes als Binsenwahrheiten. Eine davon lautet: "Frauen interessieren sich nicht für Sex." Stattdessen müssen die Storys, wenn sie die Frauen ansprechen sollen, einfach nur sinnlicher werden, Handlung und Dialog aufweisen, mit Phantasien spielen statt mit Körperteilen. Und das gilt weiß Gott nicht nur für den Plot in erotischen DVDs.

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