Eine sich ständig selbst verewigende Welt

Top Technics: Promotion

Von Peter Littmann

Das Arbeitsbrett in der Küche ziert ein Graffiti, das allen Abwaschversuchen trotzt. Am Wochenende war ein fünfjähriger Junge zu Besuch im Haus, der sich in einem unbeobachteten Moment vergriff. Menschen wollen ganz offenbar Zeichen setzen. „Daniel war hier“ wurde in der Vergangenheit in Schulbänke geritzt und auf Hauswände gesprüht. Wer heute alt genug ist und über mehr technisches Gerät verfügt als einen Dauerfilzschreiber, setzt seine Duftnote online. 

Die Zahl der persönlichen Facebook-Einträge, MySpace-Seiten, Twitter-Feeds und Xing-Profile geht in die Millionen.
Die Welle der Selbstdarstellung, die durchs Netz schwappt, hat zwei Gesichter: Einerseits muss der persönliche Auftritt ewig erneuert und up to date gehalten werden - und liegt andererseits für die Ewigkeit auf den Servern. Das Internet vergisst nichts, das ist Teil seiner Attraktivität: Das Web ist die moderne Version der frühgeschichtlichen Höhlenmalereien von Lascaux.
Für immer präsent, ständig vor Ort und ewig neu: Mehr als 100 Millionen Facebook-Nutzer loggen sich jeden Tag ein, mehr als 20 Millionen erneuern ihren Status mindestens einmal am Tag. Twitters Nutzerschaft explodiert, nicht nur bei uns, die chinesische Version TaoTao hat auch schon 50 Millionen Zwitscherer. In den vergangenen vier Jahren hat sich die Zahl der Erwachsenen mit Präsenz auf einer Social Network Site auf 35 Prozent vervierfacht. Die Kids sind natürlich längst da – zu nahezu 100 Prozent.
Jeff Jarvis, Medienguru und Autor des Bestsellers „Was würde Google tun?“, schreibt: „Dank der Connections-Maschine werden junge Leute ihr Leben lang verbunden bleiben. Mit all ihren Feeds und Tweets, Flickr-Fotos und YouTube-Videos hinterlassen sie lebenslänglich googlebare Spuren, die es leicht machen, sie wieder zu finden.“ Keine Frage, Google baut sein Marketing und ganze Geschäftsmodelle darauf auf, dass Leute Marken setzen und mit denen stets präsent sein wollen – siehe Google Latitude. Dort können Nutzer ihre eigene geographische Position hinterlegen und von Freunden und Familienangehörigen abfragen lassen. Google Maps zeigt dann, wer wo ist: Die Freundin steht offenbar im Stau, Kumpel Klaus ist überraschend in der Stadt und Muttern ganz offenbar heil in Kairo gelandet. Demnächst funkt sie dann von den Pyramiden.
Spannend auch Tripit: Ursprünglich gemacht, um vielreisenden Geschäftsleuten ohne Sekretärin das Leben zu erleichtern, nutzen die Site nun ganze Kollegenkreise von Konzernen wie IBM, um herauszufinden, welches Team-Mitglied wann wo ist. Alle schicken ihre Buchungen per email an This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it. und kriegen Feedback über den Verbleib von Leuten, an denen sie interessiert sind: „Hey, John aus London und Jean aus Lyon sind auf der selben Konferenz wie ich – wir sollten ein Bier miteinander trinken“. Neuerdings kann der Mensch seine Reisepläne dank Tripit auch auf Linkedin oder Facebook stellen.
Trendwatching.com nennt das Phänomen „foreverism“, definiert als Leidenschaft der Konsumenten für Projekte, Prozesse, Services und Produkte, die niemals abgeschlossen sind. Die Leute werden nie fertig, ihre Sites, Tweets, Positionen, Fotosammlungen und Reisepläne zu aktualisieren. So gesehen wird das ganze Leben zu einer Art ständig überarbeiteten Beta-Version. Online kommunizieren alle dauernd miteinander und nun tritt endlich ein, was das berühmte „Cluetrain Manifesto“ zur Jahrtausendwende prognostizierte: Märkte sind Konversationen. Unternehmen reden zwar noch mit, bestimmen aber längst nicht mehr den Ton.
Um wenigstens noch mitzukriegen, wohin das eigene Image treibt, ernennen immer mehr Firmen Chief Bloggers, Directors of Digital Care, Social Media Strategists, ja sogar ‘CorporateTwitterers’. Die zwitschern dann selber munter vor sich hin, beobachten twitternde Kunden und antworten auf ihre Fragen und Beschwerden. Viele sind erfolgreich damit, BrandRepublik führt eine Liste mit der auf Twitter meist genannten Marken: Stand Anfang Mai lag auf Platz eins mit über drei Millionen Nennungen Starbucks, dann kommt Google mit knapp einer Million, die BBC mit 700.000 Erwähnungen, gefolgt von Apple, AIG, Amazon, Microsoft, Guardian, Dell und Coca-Cola. Brands, die auf dieser Liste nicht auftauchen, sollten dringend mal überlegen, wie sie in dieser sich ständig selbst verewigenden Welt eigene Duftmarken setzen. Bevor es ein anderer tut.

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