Was macht eigentlich Peter Littmann?

Die Welt

Von Gisela Schütte

Ex-Chef der Wünsche AG gründete Firma ohne festen Mitarbeiterstab und berät Unternehmen in Sachen Markenstrategie
Vor zwei Jahren verschwand der Manager nach einer Bilderbuchkarriere, die ihn bis auf den Chefsessel der Wünsche AG geführt hatte, nach Querelen von der Bildfläche.

Peter Littmann - jetzt ist er wieder da. Aber nicht wieder als Vorstandschef eines Unternehmens zwischen Stuttgart, Hamburg und Amerika, sondern als Unternehmer in eigener Sache. Littmann hat erst vor fünf Wochen die Firma Brandinsider aus der Taufe gehoben, die sich um die Bedeutung, Nutzung und Stärkung von Marken kümmert und Firmen in Sachen Marketing berät.
Die Bedeutung von Marken kann laut Littmann nicht überschätzt werden. Der Wert einer Marke wie Coca Cola werde beispielsweise mit 50 Milliarden Dollar beziffert. Gold wert sind auch Ikea oder McDonald's, in Deutschland nennt Littmann beispielsweise Nivea. Gleichzeitig sei es ein Fehler, Firmennamen, die als Marken einen guten Klang haben, bei Fusionen über Bord zu werfen und neue Namen für viel Geld einzuführen. Wie bei der Ehe Veba und Viag, die zu e.on führte, das die Kundschaft erst kennen lernen musste. "Damit wird Potenzial verschenkt." Gleichzeitig geht es aber auch um die Marketingpotenziale, die in Marken oft unentdeckt schlummern und durch intelligente Strategien profitabel gesteigert werden können. Zum Spektrum der Littmann-Firma gehört zum Beispiel die Revitalisierung von Marken, die Erschließung neuer Zielgruppen und das Lancieren neuer Produkte.
"Es ist eine virtuelle Firma", erzählt Littmann, "die sich nicht auf einen festen Mitarbeiterstab stützt, sondern mit Netzwerken arbeitet. Projekte werden mit unterschiedlichen Partnern geplant und realisiert - neues Projekt, neues Team." Einer der Kooperationspartner ist die auf Kommunikationsmanagement orientierte german communications AG, bei der Littmann im Rahmen der Vortragsserie "meet the elite" am Mittwochabend über seine Pläne berichtete.
Littmann hat sich Zeit genommen für den neuen Start. "Ich wollte den Bruch in meiner Karriere mit dem Ausscheiden bei Wünsche nutzen, um Abstand zu gewinnen und mich neu zu orientieren." Die Erfahrungen im Positiven wie im Negativen könne er für das neue Engagement nutzen, bei dem er als Unternehmer in eigener Sache tätig werde ohne die Notwendigkeit, sich mit Eigentümern zu einigen, und ohne den Zwang, Aufträge nur zu übernehmen, um Belegschaften zu finanzieren. Littmann operiert auf der Basis einer spannungsreichen Karriere. Er wurde 1947 in Prag geboren, wuchs in Bratislava auf, studierte Maschinenbau und wechselte 1968 mit dem Ende des "Prager Frühlings" nach Deutschland, nach Köln. "Ich konnte kein Wort Deutsch und hatte 30 Mark in der Tasche." Er bekam einen Job als Kabelträger beim WDR - für 20 Mark am Tag. "Ich habe mich niemals reicher gefühlt."
Er studierte Philosophie, dann Betriebswirtschaft, verdiente sich das Studium als Journalist, lernte dabei seine neue Heimat kennen und promovierte. Nach dem Abschluss bekam er Angebote, journalistisch zu arbeiten. "Aber Deutsch ist nicht meine Muttersprache. Ich hätte es gut machen können, aber nicht brillant." So wechselte er 1976 in die Wirtschaft, zur Textilfirma Girmes am Niederrhein als Vorstandsassistent, und hatte wieder die Chance, zu reisen. Dieses Mal auch in die USA.
Seine Idee, Teppichböden von Künstlern gestalten zu lassen, brachte Littmann ins Gespräch mit Philipp Rosenthal. Aus dem Projekt wurde im Porzellanunternehmen nichts. Aber Rosenthal warb den Betriebswirt 1978 ab und beförderte ihn zum Generalbevollmächtigten. Dann wurde aus dem Teppichprojekt doch etwas, und zwar bei Vorwerk. Dort stieg er 1981 ein. Das Unternehmen polierte mit der Idee sein Image. Von den Teppichen ging der Weg in die Modebranche. Littmann wurde 1993 Boss bei Hugo Boss, schaffte die Neuordnung der Familienfirma zum professionellen Unternehmen, das Auffächern der Marke für unterschiedliche Altersgruppen, die Profilierung durch Kulturförderung, und übernahm unterdessen eine Honorarprofessur an der Universität Witten/Herdecke, die er bis heute innehat und die ihm wichtige wissenschaftliche Kontakte sichert.
Auf dem Gipfel des Erfolgs hatte Littmann die Wahl: Amerika oder Hamburg. Er entschied sich für die Hansestadt und die Wünsche AG, die er zum Lifestyle-Konzern umbauen wollte, die er aber nach Querelen verließ. "Man hat mich für Dinge verantwortlich gemacht, die in der Vergangenheit geschehen waren und für die ich nicht verantwortlich war." Mehr wolle er zu dem Thema nicht sagen. Littmann nahm eine Auszeit, dachte nach, kümmerte sich um die Familie, die kleine Tochter Milena, konzentrierte sich auf seine Leidenschaft für moderne Kunst, entschied sich, in Hamburg zu bleiben. Jetzt tritt er wieder an.

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