Modische Statements am Handy

Von Peter Littmann

Von Mode-Designern sind wir inzwischen einiges gewöhnt. Damit sind weniger Paradiesvogel-Outfits gemeint und mehr die strategischen Attacken auf die Kreditkarten der Verbraucher. Erst gab's nur Haute Couture für einige wenige, dann Klamotten von der Stange für den Massenmarkt. Der wurde dann zielgruppengerecht in mehreren Labels unter einer Marke wie Armani Collezioni, Armani Privé, Emporio Armani, Armani XS und Armani Jeans durchdekliniert. Das war immer noch nicht genug, es kamen hinzu Lizenzen für Sonnenbrillen, Kosmetik, Hotels, Kinderkleidung und Casa - also Heimtextilien und Kleinmöbel. So oder so ähnlich agierten viele, teilweise mit großem kommerziellem Erfolg.


In all den Angeboten ist die Mode allerdings ins Unübersichtliche abgesoffen. Schlecht abgegrenzte Submarken kannibalisieren sich gegenseitig auf Kosten ihrer Dachmarke, und viele Leute können heute nicht mehr erkennen, worin sich das eine von dem anderen unterscheidet. Die Schneider der feineren Marken können ja schlecht wie die etwas preisgünstigeren Anbieter Guess, FCUK oder Gap ihr Label in Großbuchstaben auf Brüste und Popos pflastern. Auch das Burberry-Caro oder die Versace-Medusa waren im schnelllebigen Modegeschäft von begrenzter Lebensdauer. Die Sonnenbrillen mit den überdimensionierten D&G-Zeichen oder Dior-Ds im Bügel erwiesen sich in Sachen Sichtbarkeit vor allem für die Dauer einer Saison als gute Idee, und so musste wieder ein Objekt her, das gehörig glänzt, um die so begehrte Mitgliedschaft im Club der Wissenden zu sichern.

Wer jetzt schon nicht mehr sicher weiß, ob Polo nun für Badematten steht oder für Rasierwasser und Bulgari für Juwelen oder Hotelbetten, sollte sich anschnallen, denn jetzt kommen die Designer-Handys: Dolce & Gabbana machte mit einem vergoldeten Mobiltelefon von Motorola den Anfang, inzwischen gibt es auch von Prada ein LG für rund 600 Euro und von Armani ein Samsung für circa 450 Euro.

Gebrauchsfunktionen wie Bluetooth oder Internetsoftware interessieren dabei nur am Rande. Hier geht es nicht um telefonisch vermittelte, sondern um modische Statements, die zwischen all den be-labelten Handtaschen, Schuhen, Schals und Brillen noch wahrgenommen werden. Technisch versierte Kritiker finden, der Fashion-Fummel gebäre bestenfalls "eigenwillige Zwitter, die weder in der einen noch der anderen Richtung überzeugen". Für das, was sie technologisch bieten, seien die Dinger überdies schlicht zu teuer.

Für das Beurteilen der Signalwirkung indes braucht man kein Telefonfreak zu sein: Da schlägt das innovative iPhone von Apple die technisch müden und banal designten Prada- und Armani-Geräte um Längen. Wer Kontakt sucht, braucht einen Hund und ein iPhone, dann wird er angequatscht wie nie zuvor.

Leute, die lieber durch Qualität auffallen als mit Bling-Bling fürs Ring-Ring, sollten zu den Edel-Quatschen der Nokia-Tochter Vertu greifen. Sie entstehen wie Schweizer Uhren in einer Manufaktur und erfüllen hohe Ansprüche, sowohl in technischer als auch in gestalterischer Hinsicht. Zu kaufen sind die edlen Geräte beim Juwelier, und entsprechend notieren die Preise von etwa 5 000 Euro an aufwärts.

Spaß macht auch das Serenata von Bang & Olufsen für rund 1 300 Euro. Nicht nur die Bedienung mit einem Drehrädchen erinnert an einen iPod, sondern das gute Stück ist mindestens so sehr eine Mini-Hi-Fi-Anlage wie ein Mobiltelefon und singt seinen Besitzer auf Wunsch auch namenstreu in den Schlaf.

Die Botschaft ist klar: Schuster, bleib bei deinen Leisten. Auf die Dauer machen am besten Technikgurus die Telefone und die Modefritzen die Klamotten - und nicht umgekehrt. Die wenig innovative Kombination von altbekannter Technik, an die wie eine Brosche ein betuliches Modelabel geklebt wird, ist nur kurzlebiges und bemühtes Marketinggeklingel.

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