Die Spielkonsole spielt mit ihrer Zielgruppe

Von Peter Littmann

„Klein besiegt Groß” war immer schon eine Geschichte mit Gänsehautpotenzial – angefangen bei David gegen Goliath über Asterix gegen das Römische Reich bis hin zu Harry Potter gegen Voldemort. Manchmal gibt es kleine Helden sogar im richtigen Leben: Im Juni verkaufte Nintendo in Japan sechs seiner Spielkonsolen Wii für jede einzelne Playstation 3, die Sony über die Ladentheke schob. Im Ergebnis hängte Nintendo nun Sony auch im Börsenwert ab.


Das sendet Schockwellen durch die Szene, denn nicht nur ist Sony vom Umsatz her acht mal so groß wie der Konkurrent, sondern der Gigant beherrschte das 30 Milliarden-Dollar-Feld der Spielkonsolen in den vergangenen Jahren scheinbar souverän. Es ist noch gar nicht so lange her, da soff Nintendos altes Produkt, der GameCube, neben der Konkurrenz von PS2 und Microsofts Xbox regelrecht ab.
Doch dieser Punkte-Rückstand war gestern, heute hingegen ist Schützenkönig Sony unter Beschuß. Wie hat Nintendo das hin gekriegt? Nun ja, Wii ist billiger als die Produkte der Konkurrenz. Aber nur mit dem Preisvorsprung ist der Turnaround in der Liebe der Verbraucher nicht zu erklären. Am Design kann es auch nicht liegen, denn der Wii wirkt verglichen mit der schlanken PS3 wie ein Gartenkiesel neben einem Edelstein. Auch die Grafik von Sony ist um Klassen besser, ebenso der Online Service.
Wie läßt sich Nintendos Erfolg denn dann erklären? Offenbar lernte die mit 3 300 Mitarbeitern im Vergleich zu 160 000 Angestellten von Sony kleine Truppe aus ihren Fehlern und änderte die Strategie. Die klassische Beute von Sony und Microsoft ist männlich und zwischen 18 und 35. Nintendos Wii jedoch zielt auf bisher vernachlässigte Gruppen, also Kinder, Eltern und Frauen. Das spiegelt beispielsweise auch die jüngste Werbekampagne für Nintendos DS Taschengerät, in der die Schauspielerin Nicole Kidman als Werbeträgerin antritt. Drittens hat Nintendo eine starke eigene Designabteilung: Die Jungs haben immerhin Super Mario und Pokemon programmiert. Trotzdem setzt der kleine Laden aus Kyoto neuerdings auch auf fremde Software-Entwickler. Diese Kombination aus Innenansicht und externer Perspektive sorgt dafür, dass Nintendo die Kunden besser versteht als Sony oder Microsoft.
Soweit also die rationale Begründung für den Phoenix-aus-der-Asche-Erfolg. Aber die springt zu kurz. Wer Wii begreifen will, muss selber springen, mit den eigenen Füßen und am besten im heimischen Wohnzimmer herum. Wii macht nämlich nicht nur einfach großen Spaß, sondern es macht auch Großen Spaß. Soll heißen: Erwachsene, die nie auf die Idee kämen, mit einer herkömmlichen Play Station zu ballern, können sich für den bewegungssensitiven Controller von Nintendo begeistern. Das Ding verwandelt sich in einen Tennis-, Golf- oder Baseballschläger, in das Lenkrad eines Schwertransporters oder in die Handschuhe eines Boxers. Was der fuchtelnde Spieler mit seinen Bewegungen auslöst, wird auf dem Bildschirm sichtbar und selbst abgebrühte Nicht-Spieler werden innerhalb von Sekunden förmlich von dieser neuen, interaktiven Welt verschluckt.
Kurz und gut: Mit Wii wandern die Konsolen aus dem Kinder- ins Wohnzimmer. Dort spielen nun plötzlich Groß und Klein unter wildem Körpereinsatz um die Wette „Triff den Baseball” oder „Fahr den Truck” und Mütter und Schwestern sind erstmalig ganz vorne mit dabei. Was ist also die Botschaft? Menschen sehnen sich nach Erlebnissen. Wenn die positiv ausfallen und gar eine ganze Gruppe zusammen schweißen, umso besser. Die Leute lieben Herausforderungen und fürchten sich gleichzeitig vor Kontrollverlust. Eine spannende Aufgabe und die Möglichkeit, sein Schicksal interaktiv bei minimalen Risiko (auch wenn bei dem Wii-Gehüpfe schon mal Vasen aus dem Regal gefallen sein sollen...) selber in die Hand zu nehmen, ist die perfekte Freizeitbeschäftigung. Wer die Leute überdies auch noch dazu kriegt, sich zu bewegen, ohne dass sie dies als Sport empfinden, hat offensichtlich die Nase vorn.
In der Summe heißt das also: Ja, die Betriebswirtschaft muss sitzen, eine ausgefuchste Strategie, gute Preise und intelligentes Marketing sind was Feines und ein lernfähiger Laden ist sowieso eine Augenweide. Am Ende jedoch hilft das alles nichts ohne das richtige Produkt. Je mehr Emotionen bei den unterschiedlichsten Menschen es produziert, desto besser.

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